Parietallappen
Die Parietallappen
Die Parietallappen sind ein weiterer wichtiger Bereich im Gerhirn, den es sich ebenfalls zu kennen lohnt.
Ihre Hauptaufgaben sind:
Mathematik
Benennung von Objekten
Komplexe Grammatik
Räumliche Wahrnehmung
Detail-Info Parietallappen
Die Parietallappen lösen Probleme, die von den Frontallappen definiert wurden.
Die Parietallappen werden auch assoziativer Kortex genannt.
Komplexe Grammatik, die Benennung von Objekten, Satzkonstruktion und mathematische Berechnungen finden im linken Parietallappen statt.
Die Akalkulie oder Dyskalkulie ist eine Störung in der mentalen Fähigkeit, mathematische Probleme zu lösen.
Man sollte bei Problemen mit dem Lösen mathematischer Aufgaben bedenken, dass manche Bereiche der Mathematik, wie bspw. die Geometrie auch räumliche Vorstellung erfordern, somit wird auch der rechte Parietallappen, der hierfür zuständig ist neben dem linken Parietallappen, in dem rein rechnerische Aufgaben verarbeitet werden zum Thema.
Mathematische Berechnungen beginnen im Arbeitsgedächtnis (nahe Messpunkt F7 im 10-20 System am oberen Frontallappen), wo zur Problemlösung die Parietallappen aktiviert werden. Wenn Zeitabläufe nicht erinnert werden und eine niedrige Aufmerksamkeit vorliegt, kann es sein, dass die Parietallappen nicht in die Problemlösung eingebunden sind.
Orientierung auf der Landkarte, links von rechts unterscheiden können und räumliche Wahrnehmung sind allesamt Funktionen des rechten Parietallappens.
Die Spezialisierung hat aber natürlich auch ihre Grenzen. PET-Scans haben bspw. gezeigt, dass an der Benennung von Objekten mehrere Gehirnregionen beteiligt sind, wie der posteriale frontale Kortex, der inferiore Parietale Kortex und der superiore temporale Kortex.
Der Orientierungssinn erfordert ebenfalls die Beteiligung von mehr als einer Region: der inferiore präfrontale Kortex, der posteriore parietale Kortex und der inferiore temporale Kortex.
Weitere Symptome, die Defizite im posterioren Parietallappen begleiten können:
Eine Schädigung des posterioren parietalen Kortex kann ein klassisches Defizit namens Balint-Syndrom verursachen, bei welchem Klienten unfähig sind, Ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Objekte gleichzeitig zu richten. Sie sehen also sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Die Schädigung stört die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit von einem Ort auf einen anderen zu lagern und möglicherweise auch von einer Wahrnehmungsmodalität in eine andere (also bspw. von hören auf sehen oder fühlen).
Klienten mit Parietallappenproblemen haben möglicherweise mehr Verkehrsunfälle, weil sie nicht in der Lage sind, beide Seiten des Gesichtsfeldes gleichzeitig aufmerksam wahrzunehmen. Sie haben möglicherweise Schwierigkeiten beim Spielen von Computerspielen wie Solitaire, die ein scannen der Augen von links nach rechts erfordern. Wenn sie Bilder malen und die linke Seite des Bildes unvollständig wirkt, ist das ein Anzeichen für ein Defizit im rechten Parietallappen.
Bei der Betrachtung der rechten Hemisphäre und des Parietallappens folgerte Dr. Ratey , ein bedeutender amerikanischer Gehirnforscher:
"Die rechte Hemisphäre und besonders der rechte Parietallappen, ist verantwortlich für die Analyse externen Raumes und der Position des Körpers in ihm. Der Parietallappen ist das "wo"-Gebiet der sensorischen Wahrnehmung. (...) Studien von Verletzungen im rechten Parietallappen weisen darauf hin, dass er beteiligt ist an der Aufmerksamkeit, Musik, Körperwahrnehmung, Körperschema, Gesichtsererkennung, und dem physischen Vorgang des Ankleidens. Weiterhin spielt die gesamte rechte Hemisphäre eine Rolle im Aufmerksamkeitssystem und im Fühlen und Zeigen von Emotionen."
Wenn ein Klient Probleme hat, der Wegbeschreibung zur Praxis zu folgen oder wenn Klienten davon berichten, sich öfter zu verfahren, dann kann ein Parietallappenproblem vermutet werden. Wenn der Klient ein einfaches Lied nicht erkennt, sich nicht an Gesichter erinnern kann oder sich einfach verirrt, dann kommen sowohl der rechte posteriore Temporallappen als auch der rechte Parietallappen als Ursachen in Frage.
Bitten Sie den Klienten testweise, ein paar Sätze zu schreiben, ein einfaches Bild zu zeichnen oder "Hänschen klein" auf einem einfachen Instrument zu spielen. Geben Sie ihm ein paar einfache mathematische Textaufgaben. Prüfen Sie anschließend: Wie gut konnte er die Aufgaben lösen? Wie genau ist sein Bild geworden? Wie leicht oder schwer fiel es ihm, seine Hand- und Körperbewegungen zu koordinieren? Konnte er die Mathematik-Fragen leicht, mit Schwierigkeiten oder gar nicht beantworten?
Für ängstliche Patienten ist es auch wichtig, daran zu denken, dass der Parietallappen die Aktivierung stärken kann. Trifft also eine Angststörung mit den oben geschilderten Problemen zusammen, wäre es denkbar, dass eine Störung im parietalen Kortex die tatsächliche Ursache ist.
Symptome die von den Parietallappen ausgehen
Bei folgenden Themen sollten Sie eine Störung der Parietallappen als Ursache in Erwägung ziehen:
Akalkulie / Dyskalkulie (Rechenstörungen)
Probleme mit der räumlichen Vorstellung
Probleme mit dem Erinnern von Zeitabläufen
Aufmerksamkeitsstörungen (entweder weil die Parietallappen selbst gestört sind oder weil die Informationsübertragung von den Frontallappen gestörz ist)
Probleme mit der Orientierung auf Landkarten
Probleme mit der Unterscheidung von recht und links
Klient hat kann seine Aufmerksamkeit nur auf ein Objekt richten, er kann sich nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren
Klient fällt es schwer, seine Aufmerksamkeit von einer Sinnesmodalität (sehen / hören / fühlen) auf eine andere zu wechseln. Er "braucht deshalb immer etwas länger als andere" und "kommt häufig im Unterricht nicht mit"
Klient hat häufiger Verkehrsunfälle wg. "Unachtsamkeit"
Probleme mit der Orientierung im externen Raum und der Erkennung der Position des Körpers in ihm (kann auch Ursache für Agoraphobie sein, wenn der Parietallappen z.B. mit der Erkennung des Körpers auf einem großen Platz, im Kaufhaus oder an anderen schwieriger auf einen Blick zu erfassenden Orten überfordert ist und deshalb ein Angstsignal an die Amygdala sendet - oft wird dieser Zusammenhang bei der Behandlung von Agoraphobie vergessen und den Klienten deshalb eine nicht zielführende Therapie verordnet)
Klient ist auffällig unmusikalisch
Klient hat Probleme mit der Körperwahrnehmung oder dem Körperschema
Klient hat Probleme bei der Gesichtsererkennung
Klient hat Probleme mit dem physischen Vorgang des Ankleidens (also dem tatsächliche Anziehen selbst - nicht die modisch Auswahl)
Klient hat Probleme beim Fühlen und Zeigen von Emotionen
Die Parietallappen können also ebenfalls für eine ganze Reihe von Symptomen und Themen verantwortlich sein, wegen derer sich Klienten in therapeutische Behandlung geben.
Oftmals greifen Klienten ein "besonders Belastendes Thema" bzw. "das Thema, das sie am meisten belasted heraus und wählen es als Kernthema. Sollte ein Thema, wegen dessen sich ein Klient bei Ihnen in Behandlung begeben möchte in der obigen Liste vertreten sein, prüfen Sie bitte auf jeden Fall ob er auch von anderen Punkten auf der Liste betroffen ist.
Die Wirkung der Hypnose ist im Bereich der Parietallappen sehr intensiv. Viele in den Parietallappen bedingte Störungen lassen sich mit Hypnose gut und erfolgreich behandeln. Der Hypnotiseur sollte in diesem Fall auf jeden Fall achten, eine Hypnose-Induktion zu wählen und eine Trance einzuleiten, deren Schwerpunkt auf parietalen Aktivitäten liegt (z.B. durch eine Einleitung über den sensomotorischen Kortex).
Sollte eine Behandlung nach einem angemessenen Zeitraum nicht wie gewünscht anschlagen, sollte der Therapeut in jedem Fall ein EEG veranlassen, das die Funktion der Parietallappen prüft und mit dem festgestellt werden kann ob weiterführende neurologische Behandlungen mit Medikamenten oder anderen Therapiemaßnahmen notwendig sind, die die ambulante Psychotherapie nicht leisten kann.
Messpunkte der Parietallappen im 10-20 System
Messpunkte im 10-20-System: Pz, P3, P4
Hypnose und Parietallappen
Hypnotisch sind in den Parietallappen gelagerte Störquellen vor allem über analytische Vorgehensweisen mit intensiver problembezogener Visualisierung (vgl. Techniken aus Modul 2) als auch über SMR-Erzeugung über den Sensomotorischen Kortex (vgl. Schmerztherapie bzw. Medizinische Hypnose) erreichbar. Auch Levitation und Katalepsie (vgl. Modul 1 können eingesetzt werden). Die Hypnose sollte im sitzen oder stehen stattfinden. Eine Entspannungshypnose im liegen oder in einem zu bequemen Entspannungssessel, bei der der Klient keinen körperlichen Tonus mehr halten muss könnte zu einem zu tiefen Herunterfahren der Zielbereiche führen (immer bedenken: zu viel Entspannung ist oftmals der Grund, warum Hypnose-Sitzungen nicht anschlagen), was dazu führen kann, dass die Suggestionen nicht ausreichen verarbeitet werden. Der Klient sollte in einem bewussten oder teil-bewussten Zustand bleiben. Eine zu tiefe Entspannungstrance mit Dissoziation ist hier in der Regel nicht zielführend.
Besonders gut lassen sich Probleme aufgrund Überaktivierung oder Störfeldausstrahlung vom sensomotorischen Kortex behandeln. Schwieriger erreichbar sind Unteraktivierungen ohne Störeinfluss vom SMK.
In beiden Fällen sollte auf eine ausreichende Tranceintensität geachtet werden, die Parietallappen von den Hauptauswirkungen des hypnotischen Trance und des dabei entstehenden erhöhten parietalen Alphas stark aktiviert werden können.
Überprüfen Sie nach 3 Sitzungen die erreichten Ergebnisse. Falls die Hypnose im betroffenen Bereich anschlägt sollte dann schon eine Verbesserung erkennbar sein. Ist keine Verbesserung erkennbar oder sogar eine leichte temporäre Verschlechterung zu verzeichnen, sollte der Klient zur Ableitung eines EEG und zur Überprüfung der grundsätzlichen Funktion der Parietallappen an einen auf EEG-Diagnostik spezialisierten Neurologen weitergeleitet werden.